Text: Felix Krakow | Fotos: Tom Schlegel | 04.04.2022
Der Song zum Bike: M.IA. - Finally
"Wo warst du denn bloß die ganze Zeit?“ Ja, es hat ein bisschen gedauert, bis ein Gravelbike aus dem Hause Radon über die Schotterwege dieser Welt flitzt. Aber jetzt ist es so weit – und wir sind gleich in mehrfacher Hinsicht begeistert, denn:
Da stellt sich die Frage: Ein komplett mit Shimanos hochwertiger GRX-800-Gruppe ausgestattetes Gravelbike für 1.799 Euro, wie machen die das bloß? Die Antwort liegt unter anderem in der Vertriebsstruktur, denn als Versender verkauft Radon die Bikes direkt über das Internet oder den hauseigenen Megastore in Bonn. So spart sich Radon die Marge für den Einzelhandel als Zwischenverkäufer und kann die Bikes entsprechend günstiger anbieten.
Alles klar? Dann können wir ja endlich über das Fahrrad sprechen. Und so viel vorweg: Auch wenn das Regard Radons erster Ausflug mit dem Rennlenker auf die unasphaltierten Wege ist, kennen die Bonner sich im Gelände ziemlich gut aus. Denn speziell die preisgekrönten Mountainbikes der Marke sind in der Szene seit vielen Jahren schwer beliebt.
Radon ist bekannt für starke Räder zum Kampfpreis und wie schon angesprochen macht hier auch das neue Regard 10.0 keine Ausnahme. Nach einem Bike mit der kompletten Shimano-GRX800-Schaltgruppe kann man in diesem Preisbereich lange suchen. Bei anderen namhaften Anbietern gibt es für diesen Kurs maximal einen Mix der verschiedenen GRX-Level von 400 über 600 bis 800. Für ähnlich ausgestattete Gravelbikes wiederum werden schnell ein paar hundert Euro mehr fällig, manchmal sogar viele hundert Euro mehr. Das bedeutet nicht, dass spürbar teurere Modelle nicht vielleicht auch andere Vorteile haben, möglicherweise auch aufwendiger entwickelt wurden. Es bedeutet aber auf jeden Fall, dass Radon mit dem Regard 10.0 ziemlich viel Gravelbike fürs Geld bietet. Neben der Schaltgruppe sind an dem Bonner Bike eher günstige Alu-Anbauteile von Levelnine sowie Mavics Allroad-Disc-Laufräder verbaut. Dabei rollt das Fahrzeug auf den Terra-Speed-Reifen von Continental.
Die komplette Ausstattung des Radon Regard 10.0 im Überblick
Rahmen | Radon Regard Aluminium |
Gabel | Radon Regard Full Carbon |
Schaltgruppe | Shimano GRX 1x11 |
Übersetzung | 40x11-42 |
Laufräder | Mavic Allroad Disc |
Reifen | Continental Terra Speed 700x40C |
Vorbau | Levelnine Race |
Lenker | Levelnine Gravel Bar, 42 cm, 16° Flare |
Sattelstütze | Levelnine Race, 27,2 x 350 mm |
Sattel | SDG Bel Air V3 |
Nicht in Kottenforst oder Siebengebirge rund um Bonn waren wir mit dem Radon Regard 10.0 im Einsatz, sondern wiederum im sonnigen Süden Spaniens. Dort haben wir den Flitzer eine Woche lang ausführlich über traumhafte Passstraßen und erstklassige Schotterpisten gejagt, aber auch Ausflüge in den Sand, an den Strand und auf etwas anspruchsvollere Trails gewagt.
Aufsteigen, losfahren und wohlfühlen – genau das bietet das Radon Regard 10.0. Wir haben uns im Sattel des mausgrauen Geräts auf jeden Fall auf Anhieb wie zu Hause gefühlt. Grund dafür ist etwa die gelungene Mischung aus flottem Race-Charakter mit präzisem Handling auf der einen Seite und einer nicht zu aggressiven Sitzposition und sattem Geradeauslauf auf der anderen Seite. Auch der 42 cm breite Lenker mit mittlerem Flare von 16° liegt gut in der Hand. Überhaupt schnurrt das Regard wie ein Kätzchen und rauscht ziemlich flott über Asphalt und Schotterstraßen.
Besonderes Lob gab es entsprechend auch für die Terra-Speed-Reifen von Continental. Auch wenn es mal etwas flotter durch die Schotterkurven oder etwas steiler bergauf geht, machen die 40 Millimeter breiten Gummis ziemlich zuverlässig ihren Job. Nur in gröberem Geläuf stoßen sie irgendwann an ihre Grenzen, aber dort gehört dieses Bike eigentlich auch nicht hin. Richtig gut vorstellen können wir uns das Radon Regard 10.0 übrigens auch mit einem zweiten Laufradsatz zum Rennrad umgerüstet. Das konnten wir im Rahmen unserer Testfahrten aber leider nicht ausprobieren. Aber wo wir schon beim Laufradsatz sind: Hier liegt das vielleicht größte Tuning-Potenzial des Bonner Gravelbikes. Die preisgünstigen Mavic-Allroad-Räder funktionieren zwar solide, sind aber nicht unbedingt auf der leichten Seite. Vor allem aber haben sie uns das Leben beim Reifenservice ein bisschen schwer gemacht. Klar, irgendwo liegen beim starken Preis des Regard die Grenzen. Im Umkehrschluss heißt das aber auch, wer später in etwas höherwertige und vielleicht noch ein paar Gramm leichtere Laufräder investieren möchte, macht aus einem ohnehin schon flotten Geschoss eine Rakete.
Über alle Zweifel erhaben ist die Schaltgruppe des Radon Gravelbikes. Shimanos bewährte GRX 800 wechselt leicht, schnell und sehr geschmeidig die Gänge. Und dank der Untersetzung mit 40 Zähnen am Einfach-Kettenblatt vorne und 42 Zähnen am größten Ritzel hinten sind auch steilere Rampen kein großes Problem für das mit seinen 9,7 Kilo mittelschwere Bike. Auch die Shimano-Bremsen packen die 160-Millimeter-Bremsscheiben stark und zuverlässig.
Positiv ist uns zudem die Verarbeitungsqualität des Alu-Rahmens aufgefallen. Manche Bewunderer hielten das Bike auf den ersten Blick gar für einen Carbon-Graveller.
Wir sehen das Radon Regard 10.0 vor allem als flottes, vielseitiges Allroad-Bike für viel Spaß bei der Feierabendrunde, am Wochenende oder auch mal im tagesfüllenden Race-Einsatz. Für gröberes Gelände oder epische Bikepacking-Trips hingegen ist es eher nicht gemacht. Sehr spannend ist aber die Option zur Montage von Schutzblechen und mehr. Wer das Regard allerdings auch zum Pendeln nutzen möchte, kann von vornherein zu den günstigeren Schwestermodellen 9.0 FE oder 8.0 FE greifen. Denn das FE steht für „Fully Equiped“ – zu Deutsch: voll ausgestattet. Sprich: Die beiden Modelle sind mit Schutzblechen, Licht und Gepäckträger voll auf Alltagstauglichkeit getrimmt.
Alle Daten zum Radon Regard 10.0.
Was den Testern am Radon Regard 10.0 gut gefallen hat und was eher nicht? Hier verraten wir es euch.
+ rollt super
+ starke Reifen
+ präzises Handling
+ komplette Shimano-GRX800-Schaltgruppe
+ sehr fairer Preis
+ die Farbe
- bei den Laufrädern ist ist noch Luft nach oben
- die Farbe
Solide, flott und vielseitig präsentiert sich das neue Radon Regard 10.0 im Gravel Collective Schotter-Check. Für fast schon unverschämt günstige 1.799 Euro legen die Bonner ein Gravelbike-Debüt hin, das sich wirklich sehen lassen kann. Der Allround-Gravel-Racer macht viel mit und dabei viel Spaß. Besonderes Lob gibt es für die hochwertige Schaltgruppe und die starken Reifen. Bei den Laufrädern gibt es Tuningpotenzial. Nur bei der Farbe waren wir uns mal wieder nicht einig.
für Rahmengröße 56
Noch mehr Informationen zum Radon Regard gibt es auf der Website des Herstellers. Hier könnt ihr das Bike auch direkt kaufen.
Das Radon Regard 10.0 im Bewegtbild.
Die günstigeren Geschwister des Regard 10.0 im Überblick.
Modell | Radon Regard 9.0 FE |
Preis | 1.599 Euro |
Rahmen | Radon Regard Aluminium |
Gabel | Radon Regard Full Carbon |
Schaltgruppe | Shimano GRX 2x11 400/600/800 Mix |
Übersetzung | 46/30x11-34 |
Felgen | Alexrims GX26P |
Reifen | Continental Terra Trail 700x40C |
Vorbau | JD |
Lenker | Levelnine Gravel Bar, 42 cm, 16° Flare |
Sattelstütze | Levelnine Race, 27,2 x 350 mm |
Sattel | SDG Bel Air V3 |
Licht vorne | Busch & Müller Lumotec MYC T Senso Plus |
Licht hinten | Büchel Nano |
Schutzbleche | ACID 50 |
Gepäckträger | ACID Gravel |
Modell | Radon Regard 8.0 FE |
Preis | 1.399 Euro |
Rahmen | Radon Regard Aluminium |
Gabel | Radon Regard Full Carbon |
Schaltgruppe | Shimano GRX 400 2x10 |
Übersetzung | 46/30x11-36 |
Felgen | Alexrims GX26P |
Reifen | Continental Terra Trail 700x40C |
Vorbau | JD |
Lenker | Levelnine Gravel Bar, 42 cm, 16° Flare |
Sattelstütze | Levelnine Race, 27,2 x 350 mm |
Sattel | SDG Bel Air V3 |
Licht vorne | Büchel Shiny 50 |
Licht hinten | Büchel Nano |
Schutzbleche | ACID 50 |
Gepäckträger | ACID Gravel |
Ganz klar: Ohne Support auch aus der Fahrradbranche können wir die Idee des Gravel Collectives nicht leben. Aber uns ist es wichtig, euch darüber zu informieren, wo und wie wir unterstützt werden. Wir spielen mit offenen Karten.
Konkret hat uns Radon für diesen Artikel das Testbike kostenfrei für den Testzeitraum überlassen und sich finanziell am Foto- und Videohonorar beteiligt. Auf die Inhalte und Abläufe hatte Radon keinerlei Einfluss.