Text & Fotos: Markus Stitz | 24.12.2021
"Einmal Großbritannien Nord-Süd bitte!" Das Unsupported Bikepacking Race GBDURO führt von Land's End in Cornwall nach John O'Groats im Norden Schottlands. Für war Rekord-Weltumradler Mark Beaumont war es das erste Bikepacking Rennen überhaupt. Und Spoiler: Er hat es gleich mal gewonnen. Autor und Filmemacher Markus Stitz hat ihn begleitet und einen Film über sein Abenteuer produziert.
„Wenn ich Gravelbiken in einem Satz zusammenfassen soll, wäre dieser: Erinnerungen schaffen. Ich komme nicht mehr von Graveltouren zurück und definiere sie danach, wie weit ich gefahren bin. Ich definiere sie durch die Momente an die ich mich erinnere. Beim Gravelbiken ging es für mich darum, neu zu definieren, warum ich Fahrrad fahre.“
Mark Beaumont
Extremradsportler
Kein anderer Name ist so eng mit dem Guinness-Weltrekord für die schnellste Weltumrundung per Fahrrad verbunden, wie Mark Beaumont. Am 14. Februar 2008 fuhr der Schotte nach 194 Tagen und 17 Stunden des erste Mal durch den Pariser Triumphbogen. Damit inspirierte er viele weitere Versuche den Rekord zu brechen. Einige waren erfolgreich, andere … eher weniger. Am 18. September 2017 rollte Beaumont abermals über die Champs-Élysées, diesmal in einer bis zum heutigen Tag ungeschlagenen Zeit von 78 Tagen, 14 Stunden und 40 Minuten.
Für den Mann, dessen Leben bis zu seinem zweiten Weltrekordversuch stark von Zahlen bestimmt war, bietet das Gravelbike einen besonderen Charme. Hier kann er das pure Radfahren wiederentdecken, anstatt sich nur auf Durchschnittsgeschwindigkeiten zu konzentrieren.
„Das Gravelbike lässt mich so viel mehr zu erleben. Ich habe das Gefühl, dass mein Bike-Handling durch die Vielfalt des Geländes viel besser geworden ist.“
Mark Beaumont

Der Autor: Markus Stitz | Markus ist
freiberuflicher Autor, Filmemacher, Routendesigner und mag alles was mit
Fahrrädern zu tun hat. Er lebt seit 2009 in Schottland, entwickelt dort
Bikepacking und Gravelrouten und veröffentlicht diese unter bikepackingscotland.com. In
Zusammenarbeit mit Schwalbe und Vertebrate Publishing arbeitet er
gerade an einem Buch und Film über die Gravelkultur in Großbritannien.
DAS BIKE ZUR STORY
Aufgewachsen auf einem Bauernhof im ländlichen Perthshire hatte Mark einige der besten Schotterpisten Schottlands vor seiner Haustür, auch wenn Gravel damals noch kein Begriff war. Im Alter von nur 15 Jahren startete Mark mit Unterstützung seiner Eltern sein erstes Soloabenteuer mit dem Fahrrad, von John O’Groats nach Land’s End: Einmal von Nord nach Süd komplett durch Großbritannien. Seine Faszination für diesen britischen Klassiker hat niemals nachgelassen. 2021 war er im Sommer satte dreimal auf der Strecke unterwegs: Erst um gemeinsam mit GCN-Moderator James Lowsley-Williams den Teamrekord im Einzelzeitfahren zu brechen. Dann bei einem letztlich nicht erfolgreichen Versuch, wiederum mit Lowsley-Williams den Tandemrekord zu brechen. Aber es war wohl dieser dritte Versuch auf einem Gravelbike, der ihm am meisten in Erinnerung bleiben wird. Zusammen mit 45 anderen Startern fuhr er das 2000km-lange Selbstversorgerrennen GBDURO. Und wie! Marc ging aus seinem ersten Bikepacking-Rennen nicht nur als Sieger hervor, sondern auch mit einem guten Schwung toller Erinnerungen.
„Gravelbiken in Schottland ist besonders pikant, da es weit von den Firetrails entfernt ist, die Gravel in Nordamerika ausmachen. Du bist oft auf sehr feuchten, technischen Strecken unterwegs. Hier musst du als Fahrer all deine Agilität einsetzen, um Grip zu behalten und technischen Passagen zu bewältigen. Ich liebe diese Herausforderung.“
Beaumont’s erstes Gravel-Rennen unterscheidet sich aber nicht nur in der Schwierigkeit von anderen Rennen, sondern auch dadurch, dass Flüge zum Rennen seit 2020 tabu sind. Diese besondere Auflage nahm Filmemacher Markus Stitz zum Anlass, dass Rennen ausschließlich mit Rad und öffentlichen Verkehrsmitteln zu dokumentieren.
"Der Klimawandel ist ein Riesenproblem. Aber er bietet auch die Möglichkeit, etwas zum Positiven zu ändern. Ein Rennen wie GBDURO mit dem Rad zu dokumentieren war anstrengend, aber durchaus möglich. Mir ging es vor allem darum, möglichst nah an den Fahrern zu sein, um einen guten Film zu machen. Das Ganze ohne Hilfe von Fahrzeugen zu meistern, war kein Einschnitt, sondern eine Herausforderung. Ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden."
Markus Stitz
Autor und Filmemacher
Nicht beim GBDURO mitfahren konnte Jenny Graham, das weibliche Pendant zu Mark Beaumont: Mit einer Zeit von 124 Tagen hat sie die Welt so schnell per Fahrrad umrundet, wie keine andere Frau. Ihrer Meinung nach ist GBDURO auf gutem Weg, mehr Frauen fürs Bikepacking zu begeistern.

"Ich liebe es, was GBDURO unternimmt, um dieses Event für Frauen attraktiv zu machen. Sie rücken Frauen in den Vordergrund, ermutigen sie teilzunehmen. Ihr Ziel ist es, eine 50/50-Aufteilung zu erreichen. Oft sind es weniger als zehn Prozent Frauen, die bei solchen Veranstaltungen am Start sind. Die Tatsache, dass GBDURO einen so massiven Prozentsatz an Frauen hat, ist klasse. Je mehr solcher Veranstaltungen es gibt, die wirklich Frauen in den Vordergrund stellen, umso mehr Frauen werden das sehen und sich vorstellen können, selbst dabei zu sein. Alles das macht es zugänglicher, und wird auf jeden Fall mehr Frauen in den Sport bringen. Ich denke GBDURO leistet dort gute Arbeit."
Jenny Graham
Rekord-Weltumrundlerin
MAIDEN RACE
Der Trailer zum GBDURO-Film von Markus Stitz.

Der Autor: Markus Stitz | Markus ist
freiberuflicher Autor, Filmemacher, Routendesigner und mag alles was mit
Fahrrädern zu tun hat. Er lebt seit 2009 in Schottland, entwickelt dort
Bikepacking und Gravelrouten und veröffentlicht diese unter bikepackingscotland.com. In
Zusammenarbeit mit Schwalbe und Vertebrate Publishing arbeitet er
gerade an einem Buch und Film über die Gravelkultur in Großbritannien.