Kniet nieder und huldigt dem Vater aller Schotterfahrräder. Oder der Mutter, wenn euch das besser gefällt. Das Salsa Warbird gilt als eines der ersten echten Gravelbikes. Mittlerweile rollt es in seiner vierten Generation über die Schotterwege dieser Welt. Wir haben es ausprobiert.

Text: Felix Krakow | Fotos: Tom Schlegel | 28.02.2023

Der Song zum Bike: Sweet Savage - Warbird

Ja, wir könnten dieses Fahrrad als das Ur-Gravelbike bezeichnen. Aber da schwingt irgendwie gleich so ein „veraltet“ mit. Und zum alten Eisen gehört das Salsa Warbird, soviel schonmal vorab, ganz bestimmt nicht. Denn erstens besteht der Rahmen in seiner mittlerweile vierten Auflage aus Kohlefaser. Und zweitens kann sich das Warbird auch mehr als zehn Jahre nach seiner Premiere noch sehen lassen – und fahren soweiso.

Tatsächlich gilt dieses Fahrzeug, oder vielmehr sein Urgroßvater oder seine Urgroßmutter, als eines der ersten echten Gravelbike. Für viele ist es das Gravelbike schlechthin. Im Jahre 2012 feierte das Salsa Warbird in Kansas seine offizielle Premiere, auf dem Vorgänger des Unbound Gravel Events.

2013 vs 2023

Steckachsen, versteckte Züge, geänderte Rahmenform, massiv mehr Reifenfreiheit, mehr Montagepunkte ... und ein paar Euro teurer: Stellvertretend für das gesamte Segment zeigt das Salsa Warbird, wie sich das Gravelbike innerhalb eines Jahrzehnts entwickelt hat.



20132023
MaterialAluminiumCarbon
RahmenformDiamantSloping
Zugführungaußenintegriert
Rahmengewicht1570 g1400 g
Preis1.149 Euro
2.299 Euro
max. Reifenfreiheit38 mm51 mm
AchseSchnellspannerSteckachse
Montagepunkte6
18

Das Salsa Warbird Frameset aus dem Jahr 2013 ...

... und sein Ur-Enkel aus dem Jahr 2023.

Der Test-Ride

Mehr als zehn Jahre nach der Premiere des Warbird wollten wir am eigenen Körper „erfahren“, was das Bike mit dem markigen Namen kann. Dazu waren wir einmal mehr in der zweiten Heimat des Gravel Collectives unterwegs. Bei unserem Testcamp im südspanischen Murcia musste sich das US-Gravelbike auf kurvigen Asphalt-Abfahrten, erstklassigen Schotterwegen, tollen Trails und sandigen, ausgetrockneten Flußbetten beweisen.


Der Rahmen

Unser Test dreht sich in erster Linie um das Carbon-Rahmenset, das preislich aktuell bei 2.299 Euro liegt. In Eigenregie oder in Absprache mit dem Händler oder der Händlerin kann das Bike dann individuell nach Wunsch aufgebaut werden.

Schon mit der Optik hat uns der Rahmen auf den ersten Blick begeistert. Der mattschwarze Lack mit grauen Decals gefällt uns persönlich richtig gut. Nur die recht spät hinter dem Steuerrohr im Rahmen verschwindenden Züge stören das zugegebenermaßen sehr verwöhnte Auge ein wenig. Insgesamt wirkt der Rahmen auf jedenfall auch im Jahr 2023 sehr durchdacht. Auch dank der Vorbereitung für die Führung eines Kabels vom Nabendynamo zur Beleuchtung durch das Innere der Gabel. Zudem glänzt das Warbird mit jeder Menge Montagepunkte am Rahmen und auch an der Gabel. Allerdings: Bei den Rahmengrößen 54 und kleiner fallen die beiden Bohrungen für den zweiten Flaschenhalter am Unterrohr weg. Statt insgesamt drei lassen sich hier also „nur“ zwei Flaschenhalter im Rahmendreieck montieren. Zudem ist uns aufgefallen, dass sich die bei unserem Bike verwendete Schelle für den Umwerfer genau zwischen den beiden Flaschenhalterbohrungen am Sitzrohr befindet. Hier würden also ein nicht im Lieferumfang befindlicher Adapter und längere Schrauben benötigt, um einen Flaschenhalter zu montieren. Beim Aufbau des Bikes mit nur einem Kettenblatt würde dieses Problem natürlich wegfallen. Eine besondere Transportvariante gibt es zudem als Zubehör: Mit dem Salsa Rack-Lock, im Prinzip ein Upgrade der Sattelklemme, lässt sich ein Gepäckträger am Warbird montieren.

Der vielleicht wichtigste Punkt der Rahmensets ist aber die Geometrie. Und die gefällt uns richtig gut. Salsa preist das Warbird als „Gravel Race Bike“, doch mit seiner ausgewogenen, eher ins Komfortable gehenden Sitzposition ist das Warbird für uns eher ein Gravelbike für so ziemlich alle Fälle. Je nachdem eben, wie sich Kundin oder Kunde das Fahrzeug aufbauen.

    Das Setup

    Die komplette Ausstattung des Salsa Warbird im Überblick

    RahmenWarbird Carbon
    GabelWaxwing Carbon Deluxe
    SchaltgruppeShimano Tiagra 2x10
    BremsenTRP Spyre (mechanisch)
    Übersetzung50/34x11-34
    LaufräderDT Swiss C 1800 Spline DB 23
    ReifenMaxxis Rambler 40-622
    VorbauSalsa Guide

    Lenker

    Salsa Cowbell
    SattelstützeSalsa Guide
    SattelWTB Volt Sport

    Das Salsa Warbird in unserer Testausstattung.

    Am Testbike dreht sich eine Shimano-Tiagra-Kurbel mit zwei Kettenblättern.

    Das 10-fach-Schaltwerk am Heck bietet eine Bandbreite von 11-34 Ritzeln.

    Das klassisch gehaltene Cockpit des Salsa Warbird mit amtlichem Spacer-Turm.

    Die Ausstattung

    Zeit, das  wir uns die Ausstattung unseres Testbikes genauer anschauen. Wichtig: Wir hatten keinerlei Einfluss auf die Ausstattung, das Bike haben wir in genau dieser Konfiguration vom deutschen Salsa-Vertrieb für unseren Test erhalten. Dabei gleich vorweg: Das Setup ist funktional und recht preisgünstig. Oder, um es anders auszudrücken: Die Ausstattung wird dem starken Rahmenset vielleicht nicht ganz gerecht. Etwa mit Shimanos Einsteier-Rennradgruppe Tiagra, den mechanischen TRP-Scheibenbremsen oder auch dem eher unbequemen, wenig ergonomischen Cockpit. Dazu kommen die C 1800 Alu-Laufräder von DT Swiss, die im Gegensatz zu den Gravel-Laufrädern G 1800 eine um zwei Millimeter niedrigere Felge mit 22 statt 24 Millimetern Maulweite aufweisen. Dadurch baut der nominell 40 Millimeter breite Maxxis Rambler Reifen auf der Felge etwas schmaler, was unter anderem leichte Komforteinbußen bedeutet. "Zumindest theoretisch trägt eine breitere Felge die Karkasse des Reifens besser. So kann der Reifen mit weniger Druck gefahren werden, was mehr Komfort bringt", erklärt dazu Laufrad-Guru Haider Knall von Haico Wheels. Übrigens: Das Warbird fasst bis zu 45 Millimeter breite Reifen. Mit 650B-Laufrädern sind gar 51 Millimeter möglich.


      Stark: Die Carbon-Gabel bietet viele Montagepunkte und eine Vorbereitung für die integrierte Führung eines Dynamokabels.

      Griffige Reifen auf schmaler Felge. Das Testrad fährt auf der Kombination aus DT Swiss C 1800 und Maxxis Rambler ab.

      Ordentlich Platz: Der Rahmen fasst bis zu 45 Millimeter breite Reifen. Mit 650B-Laufrädern sind gar 51 Millimeter drin.

      Das Fahrverhalten

      In der Ausstattung gibt es auch komfortmäßig also noch Luft nach oben. Dennoch bietet das Salsa Warbird durchaus ordentlichen Fahrkomfort. Zumal es in unserem Test ja auch, wie gesagt, in erster Linie um das Rahmenset geht. Und das sorgt etwa mit seinen hohen aber schmalen Sitzstreben für ordentlich Flex und damit Dämpfungskomfort. Dank der langen Kettenstreben und des entspannten Lenkwinkels überzeugt das US-Bike zudem durch seine angenehme Laufruhe und ein rundum souveränes Auftreten.

      Insgesamt lässt sich das Fahrverhalten eines Gravelbikes aber natürlich nicht ohne Einbeziehung der Ausstattung betrachten. Denn egal wie stark der Rahmen ist: Schaltung, Bremsen, Laufräder und mehr haben einen gewaltigen Anteil am Gravel-Erlebnis. Trotzdem können wir auf jeden Fall sagen, dass das Warbird selbst mit dem Mehrgewicht unserer Ausstattungsvariante auch ordentlich Tempo machen kann. Und der Gravel-Spaß kommt mit dem Warbird ganz bestimmt nicht zu kurz.

      Der Einsatzzweck

      Trotz seines aggressiven Namens, gefällt uns das Salsa Warbird als ingesamt sehr ausgeglichenes Gravelbike. In seiner vierten Generation bietet das durchdachte Rahmenset eine runde Basis für so ziemlich alle Fälle. Je nach Geschmack lässt es sich eher sportlich, racig aufbauen. Mit Platz für mehr als 50 Millimeter breite Reifen und ordentlich Montageoptionen scheut es sich aber auch vor ausgedehnten Bikepacking-Einsätzen keinesfalls. Zumal die angenehm entspannte Geometrie problemlos richtig lange Fahrten erlaubt. Auf der je nach Lust und Laune mehr oder weniger rasante Tour vor der eigenen Haustür macht das Warbird sowieso richtig Spaß. Und dank zahlreicher Montageoptionen auch für Gepäckträger oder Licht empfiehlt sich dieses Bike auch durchaus für die Freund:innen des flotten Ritts zum Arbeitsplatz - und vor allem natürlich zurück. Fakt ist: Auch mehr als zehn Jahre nach seiner Geburt hat das Salsa Warbird nichts von seiner Faszination verloren.

      Fakten

      Die Daten zum Salsa Warbird

      MarkeSalsa
      Modell

      Warbird

      Modelljahr2022
      Reifenfreiheit45 mm (700C), 51 mm (650B)

      Gewicht Rahmenset

      ca. 1,4 kg*
      Preis Rahmenset:2.299 Euro

      * Herstellerangabe

      Das Warbird musste im Test ordentlich was einstecken.

      Auch bei Alu-Sattelstütze und Sattel zeigt sich die Ausstattung preisgünstig und funktional.

      Montagepunkte für Taschen, Flaschen und mehr finden sich am Salsa Warbird in Hülle und Fülle.

      Nicht ganz unsichtbar: Erst hinter dem Steuerrohr verschwinden die Züge im Oberrohr. 

      Das Fazit

      Was den Testern am Salsa Warbird gut gefallen hat und was eher nicht? Hier verraten wir es euch.

      Das fanden wir toll:

      + ausgeglichener Charakter
      + vielseitiger Einsatzbereich
      + viele Montagepunkte
      + gut gemachtes Rahmenset
      + ein Gravelbike mit Geschichte

      Das fanden wir nicht so toll:

      - nicht mehr ganz zeitgemäße Zugintegration
      - Umwerferschelle erschwert Montage des Flaschenhalters (Adapter erforderlich)

      Oldie but Goldie: Mehr als zehn Jahre nach seiner Geburt präsentiert sich das Salsa Warbird als vielseitiges Gravelbike. Schon unser günstig ausgestattetes Testbike macht auf so ziemlich jedem Untergrund richtig Spaß. Wer etwas mehr in die Ausstattungsqualität investiert, bekommt mit dem Warbird auch im Jahr 2023 ein echtes Traumbike.

      Die Geometrie

      für Rahmengröße 57.5

      A) Oberrohr
      575 mm
      B) Sitzrohr520 mm
      C) Steuerrohr180 mm
      D) Stack604 mm
      E) Reach

      390 mm

      F) Sitzwinkel

      73°
      G) Lenkwinkel70,75°
      H) Radstand1054 mm
      I) Kettenstrebe430 mm
      K) Tretlagerabsenkung70 mm


      Ausstattungsvarianten

      Salsa bietet das Warbird nicht nur als reines Rahmenset, sondern ab Werk auch in aktuell vier Aussattungsvarianten. Die Modelle mit den Schaltgruppen Shimano GRX600, GRX810 und Sram Rival XPLR AXS sind auch in Deutschland erhältlich.

      Salsa Warbird C GRX 600 1x | 3.499 Euro

      Salsa Warbird C GRX 810 2x | 4.999 Euro

      Salsa Warbird C Rival XPLR AXS | 5.499 Euro

      Salsa Warbird C Force eTap AXS Wide | 7.999 Euro

      Zur Website des Herstellers

      Noch mehr Informationen zum Salsa Warbird gibt es auf der Website des Herstellers.

      Mit offenen Karten

      Ganz klar: Ohne Support auch aus der Fahrradbranche können wir die Idee des Gravel Collectives nicht leben. Aber uns ist es wichtig, euch darüber zu informieren, wo und wie wir unterstützt werden. Wir spielen mit offenen Karten.

      Konkret hat uns Cosmic Sports als Salsas Vertrieb für Deutschland das Testbike für diesen Artikel kostenfrei für den Testzeitraum überlassen und einen Teil der Produktionskosten übernommen. Auf die Inhalte und Abläufe hatten Cosmic Sports und Salsa keinerlei Einfluss.


      Oldie but Goldie! Das Salsa Warbird hat nichts von seiner Faszination verloren.

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