Dreifels - Zum Schwarzen Fuchs

Der Strecken-Check zum Gravel-Club-Event im Pfälzer Wald

Text: Jan Holbeck | Fotos: Jan Holbeck, Manuel Buck, Tobias Koch | 20.07.2023

Mitten im Pfälzer Wald liegt das Forsthaus Annweiler mit dem schönen Namen "Zum Schwarzen Fuchs". Genau hier steigt vom 24.- 27.08.2023 das neue Gravelbike-Event Dreifels, veranstaltet vom Gravel Club. Das Forsthaus, befindet sich auf einer Anhöhe im Wald. Es ist idyllisch und stylisch zugleich. Ein weitläufiges Gelände, umgeben von schöner Natur umschließt das Haus. Eine Traumkulisse mit der Garantie für ein unvergessliches Wochenende. Das Event hält sechs Strecken mit verschiedenen Längen und Profilen für jeden Geschmack bereit. Wir waren bereits vor Ort und haben das Gebiet abgecheckt. Dabei haben wir die 90-Kilometer-Runde unter die Stollenreifen genommen. Beim Gravel-Collective Strecken-Check.

Dunkle Waldkulissen, der Blick vom Eiderberg im Pfälzer-Wald.

Panoramablick in die Rheinebene der Pfälzer Weinstraße.

Auch bei grauem Wetter ist die Aussicht ein Traum.

Es ist Winter, so mein Gedanke als ich am Mittwochmorgen nach Ostern im Forsthaus Schwarzer Fuchs oberhalb von Annweiler, aufwache. Mein Zimmer, neu aufgelegt aber rustikal und sehr gemütlich, in einer traumhaft ruhigen Lage. Das Forsthaus liegt mitten im Nirgendwo. Eben im Wald. "Einfach liegenbleiben", denke ich. Doch meine Beine senden mir ein ganz anderes Signal. Sie wollen pedalieren. Sie wollen aufs Gravelbike.

Denn genau dazu bin ich schließlich hier. Um dieses Gebiet unter die Räder zu nehmen, in dem sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Zumindest wird der Ort so auf der Dreifels-Webseite beschrieben. Im August ist das allerdings sicher anders. Denn dann wird dies ein Ort für das neue Gravelbike-Event namens Dreifels. Alle Weichen sind gestellt, für ein richtig tolles Wochenende auf und abseits des Gravelbikes.

TERMIN

DREIFELS - Zum Schwarzen Fuchs 
Termin: 24.-27. August
Location: Forsthaus Zum Schwarzen Fuchs (Annweiler am Triefels)
Website: drei-fels.com

STRECKE

Die Route: 
DREIFELS - Rittermahl (ca. 90 km / 2.000 Hm).

Eine von mehreren Routen für die Teilnehmer
des Gravel Events in der Pfalz.

Der Fels über der Straße

Bereits am Ostermontag wurde mit der Ausfahrt unter dem Motto "Dreifels Ostersause" ein Vorgeschmack bereitet. Ein Tag an dem der Gravel Club seine Orbea Testflotte bereitstellte und die Teilnehmer:innen bei Sonnenschein augenscheinlich einen großatigen Graveltag hatten. Dies sagten zumindest die Bilder der Ausfahrt in den sozialen Medien aus. Leider habe ich diesen Tag verpasst. Dafür durfte ich daheim die Ostereier im Garten verstecken.

Mit diesen Eindrücken vorbereitet machte ich mich auf in den Pfälzer Wald. Schon bei der Anfahrt fällt mir die Kinnlade herunter. In dem Moment nämlich, als ich aus den schönen Hügeln der Weinberge in die dunkle Welt des Waldes wechsele. Ich folge der idyllischen Straße von Annweiler in den Wald hinein. Spätestens als ein Fels in einer Kurve weit über die Straße ragt, halte ich den Atem an.

Zurück in die Gegenwart. Ich schäle mich aus dem Bett und mache mich im Bad fertig für die Tour. Aber bevor es losgeht, wartet natürlich noch das Frühstück. Der Koch des Hauses stellt frisch zubereitetes Rührei auf den Tisch. Während ich mir den Teller auffülle, wandert mein Blick hinaus. Die ersten Wolkenlücken bilden sich. Das könnte ja doch was werden mit etwas Sonne, träume ich. Doch aus diesem Traum holt Bernd mich jäh zurück: "Du hast doch hoffentlich Regensachen eingepackt?" Klar habe ich. Steckt alles in der Arschrakete. Und da darf es von mir aus auch gerne bleiben.

Start zur 90-Kilometer-Runde

Gut gestärkt stehe ich kurze Zeit später im Hof des Anwesens. In dem Bereich wo im Sommer sicher ordentlich der Bär steppen wird. Verzeihung, der Fuchs natürlich. Hier werden die Teilnehmer:innen mit einem Getränk in der Hand in der Sonne sitzen, lachen und sich über ihre Erlebnisse bei den Rides austauschen.

"Pling!" Diesmal ist es mein Radcomputer, der mich aus dem Tagtraum holt. Die Strecke ist geladen, es kann losgehen. Und so starte ich meine Runde in das Biosphärenreservat Pfälzer Wald.

Grau und matschig geht es hinein in den Ort Hofstätten.

Goldwert bei nassen Verhältnissen wie im April: Der Ass Saver im Gravel-Club-Design.

Wenig Menschen, viele Hügel

Vom Forsthaus rolle ich zunächst auf leichten, sanft welligen Schotterpisten. Die Strecke führt um die eine oder andere Erhebung herum. Es ist still und ich bin allein. Der kurz nach Ostern noch wenig grüne Wald lässt mich oft weit blicken. Und mir schwant, dass da schon noch einige Anstiege auf mich warten. Aber ich muss gestehen, ich merke jetzt schon den Bockfaktor den diese Radfahrart mit sich bringt. Durch die Blätter erblicke ich den Ort, zu dem es nun gleich hinab führt. Hofstätten heißt das Dorf. Und ehe ich mich versehen, bin ich bereits durch und folge gegenüber der Ortseinfahrt schon wieder einer traumhaften Schotterpiste hinauf. Dann umrunde ich den Geisskopf nahe dem stillen Tal.

Die Route führt an einem Bach entlang und das Wasser braust gen Tal. Genau wie ich also. Dann stehe ich vor einem schönen Einkehrhaus. Ein paar Alpakas schauen mir verdutzt ins Gesicht. "Geschlossen" steht an der Türe des Gasthofes. Mir bleibt also nichts übrig, als weiter als der Route, die den Namen “Rittermahl“ trägt, zu folgen.

MTB-Revier als Gravelbike-Paradies

Ich fahre durch schöne Seitentäler und passiere kleine Bäche, Seen und teils einsame Gebäude. Wären die Gastronomiebetriebe geöffnet, könnte ich mich hier überall schön gut verwöhnen lassen. Aber an diesem Mittwoch ist scheinbar niemand im Wald oder auch nur in der Region. Selbst die Tiere trauen sich bei diesen Temperaturen scheinbar nicht vor die imaginäre Tür.

Die Wege in diesem Gebiet, dass muss man schon festhalten, sind ein wahrer Traum. Ständig wechselt der Untergrund. Von schottrig in Waldboden. Von wiesenartig wieder zuSchotter. Und auch der erste kurze Radweg war bereits dabei. Man merkt, dass der Pfälzer Wald eine lange bestehende Verbundenheit zum Mountainbike hat. Schon seit fast 20 Jahren existiert der Mountainbikepark Pfälzerwald. Auf einigen Passagen der Route konnte ich Wegetafeln erkennen. Sie passen für mich aber tatsächlich besser in die Kategorie Gravel als MTB. Aber natürlich fahre ich auch nur kleine Teile der Strecken.

Die Schotterwege um den Ort Eußerthal führen durch eine absolute Traumkulisse.

Einmal Nussecke to ride

Eußerthal heißt der nächste Ort, den ich erreiche. Das Café am Streckenrand? Geschlossen. Welch Überraschung. Aus dem Ort hinaus führt mich der Track auf eine Passage, auf welcher ich derart schöne Blicke erhasche, dass ich gar nicht richtig merke, wie ich langsam in die Weinbauregion im Bereich Annweiler vordringe. Waren ich eben noch zwischen mit Burgen geschmückten, bewaldeten Bergkuppen unterwegs, verändert sich das Landschaftsbild hier sichtbar. Mir fallen faszinierend geformte Felsformationen auf. Irgendwie fesselt mich das. Und so biege ich nach Albersweiler ein und erfreue mich dort an einer tatsächlich geöffneten Bäckerei. Traditionell wandert eine Nussecke in die Tüte.

Weiter gehts, ich folge den Wirtschaftswegen durch das Weinbaugebiet. Es geht durch verwunschene Orte und an kleinen Weingütern vorbei. In den meisten Orten erkenne ich Dorfbrunnen, die mit Ostereiern geschmückt sind. Ob das zur Ostersause gehört? Dann aber ist es Zeit für die Nussecke. Ich rolle in den Wald bei Frankweiler ein und kann nur erahnen, dass ich hier noch länger einen leichteren Gang benötigen werde. Es geht ganz ordentlich hinauf. Aber trotz der Strapazen sind es die Blicke, die mich ständig ablenken und faszinieren. Die Landauer Hütte lasse ich rechts liegen, denn auch sie ist mir heute nicht gegönnt. So stehe ich kurze Zeit später an der Burgruine Neuscharfeneck, wo einst ein gewisser “Einaug von Scharfeneck“ als böser Schlossherr verrufen war.

Kaum aus dem Wald, hat man Blicke wie diese.

Von Frondiensten und Kerkerhaft

Unterdrückend soll er gegenüber den Bauern im Dernbachtal gewesen sein. Sie mussten Frontdiensten leisten und Zinsen zahlen. Holzdiebe bestrafte er mit Wasser und Brot in seinem Kerker. Also nichts wie weg hier. Ich bestaune den Blick hinab in das Tal nach Ramberg. Leider ist die Umrundung der Burg aufgrund von Bauarbeiten nicht möglich, aber das große Areal ist noch gut erhalten und ich bin beeindruckt von der Ruine. Das Höhenprofil verrät mir schnell, dass es noch weiter bergan geht.

Weiter immer wieder auf Schotterpisten und über Waldwege durch diese atemberaubende Landschaft. Eine Natur die völlig konträr zu meinem geliebten Rheinland ist und doch nur gut zweieinhalb Autostunden von Bonn entfernt.

Die Burgruine Neuscharfeneck thront über Dernbach und Ramberg.

Gegenüber der Burg befindet sich ein Ehrenmal der Sektion Landau des Deutschen Alpenvereins.

Der letzte Anstieg

Kurz darauf habe ich mit dem Roßberg den höchsten Punkt der Route erreicht. Nun darf ich mich wieder setzen, den Unterlenker greifen und mit meinen Fingern sachte an den Bremshebeln herumexperimentieren.

Etwas mehr als zwei Drittel der Route habe ich hinter mir. Völlig in Gedanken versunken komme ich an der Böchinger Hütte an, die zwar auch geschlossen hat, aber trotzdem eine Stärkung für den nächsten Anstieg möglich machen würde. Nur halt heute nicht. Und so wird meine Lenkertasche erneut um einen Riegel erleichtert, was aber ja auch einen positiven Effekt hat. Ich bin mittlerweile wieder völlig von Wald umschlossen. Plötzlich erkenne ich den Waldparkplatz unterhalb des Forsthauses Annweiler. Also auf in den finalen Anstieg.

Oben an der Hütte werde ich von Sascha und Bernd in Empfang genommen. Doch ich lasse die beiden stehen und fahre noch zum Kirschfelsen nahe des Forsthauses. Geschwärmt wurde hier vom atemberaubenden Ausblick. Und das kann ich vor Ort nun nachvollziehen. 

Ausblick in Richtung der Burgruine Ramberg mit dem gleichnamigen Ort im Tal.

Überwältigt und glücklich fahre ich zurück zum Forsthaus. Dort angekommen klatsche ich mit Sascha ab. "Ein kühles Halbes bitte", ist der erste Satz, der mir über die Lippen kommt. Ich lehne mein Gravelbike an die Wand, setze den Helm ab und schiebe meine Club-Kappe zurück. Unsere Gläser klirren aneinander und ich lächele. Rund 90 Kilometer und 2.000 Höhenmeter stehen auf dem Radcomputer. Der erste 2000er des Jahres. Ich spüre, wie mein Magen knurrt. Kurz darauf zaubert mir der Koch ein Cordon-Bleu mit Pommes auf den Teller.

Gravel-Träume im Wechselspiel mit Aussicht und Höhenmetern.

Die Aussicht vom Kirschfelsen nahe dem Forsthaus.

Was das im August wohl geben wird? Wenn Fuchs und Hase hier eine Menge netter Menschen zur Gesellschaft haben. Die Lachen, miteinander quatschen und ihre Gravel-Erlebnisse austauschen. Dazu ein Bierchen oder lokalen Wein schlürfen, etwas essen und netter Musik lauschen.  "Ick freu mir", höre ich Sascha in meinen Gedanken sagen. Und ich mich erst.

TERMIN

DREIFELS - Zum Schwarzen Fuchs 
Termin: 24.-27. August
Location: Forsthaus Zum Schwarzen Fuchs (Annweiler am Triefels)
Website: drei-fels.com

STRECKE

Die Route: 
DREIFELS - Rittermahl (ca. 90 km / 2.000 Hm).

Eine von mehreren Routen für die Teilnehmer
des Gravel Events in der Pfalz.

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